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Für Kimba (Staffordshire Bull Terrier)......

 

....oder eine wunderbare Hundefreundschaft

"Ich weiß aber nicht, ob ich die Fassung behalten kann!" war der letzte klare Satz, den ich von meinem Herrchen wahrnahm. Ich lag auf dem kalten Boden, beim Tierarzt in Mannheim-Sandhofen. Es roch nach Desinfektionsmittel und Adrenalin. Über mir waren einige Katzen in Käfigen untergebracht, die sich nach Operationen wieder erholen mußten. Ein paar waren schon aufgewacht und man hatte den Anschein, sie würden mitleidig auf das unten stattfindete Szenario blicken. Tränen liefen die Wangen von Kerstin und Markus herab. Und der liebe Doktor streichelte meinen Kopf mit den Worten: "Die Besten gehen immer zu früh!" Doch diese schlimme, einen den Verstand raubende Atmosphäre, kam nicht an mich heran. Nicht wie sonst immer beim Tierarzt, wenn mir der Stift eins zu tausend ging. Nein ich fühlte mich so herrlich leicht, unsagbar leicht und geborgen. Die Spritze die ich als nächstes bekam spürte ich überhaupt nicht, im Gegenteil, sie löste in mir ein wolliges Gefühl aus. Ich wurde müde, so unendlich müde. Nein ich darf jetzt nicht einschlafen, ich muß wach bleiben. Aber ich vertraue meinem Rudel. Kerstin und Markus tun mir nichts schlimmes. Ihre Körper zucken, ich muß sie doch trösten. Nur nicht einschlafen! Der Kampf in meinem Körper beginnt. Ein paar gewaltige Zuckungen, wie Elektroschocks jagen durch mich. Mein Herrchen nimmt meinen Kopf stärker in seinem Arm. Auf einmal ist alles wie in Watte. Schön, weich, warm, einfach unbeschreiblich. Ich werde hoch gehoben und werde auf den sterilen Edelmetalltisch gelegt, dass bekomme ich nur noch mit, als wäre ich Lichtjahre entfernt. Mein Vorderlauf wird rasiert und der Doktor setzt mir die zweite Spritze, Markus legt seinen Kopf auf meinen und Kerstin streichelt meinen Rücken.Ich habe so einen schönes Gefühl, als wenn ich schweben würde, es ist so herrlich. Wie wenn sich mein Körper und mein Geist voneinander trennen würde... Ich sehe mich auf dem kalten Tisch liegend, Markus und Kerstin haben sich über mich gebeugt und streicheln mich. Doch was ist das? Sie weinen, sie scheinen so unendlich traurig zu sein. Mir geht es gut versuche ich zu schreien, wenn ich könnte würde ich ihnen ihr Gesicht ablecken und sie trösten. Aber ich kann nicht, so gleite ich weiter in ein buntes wunderbares Licht und sehe Bilder die schon so lange zurückliegen....

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Ich hatte eine ganz liebe Staffordhündin als Mutter, meinen Vater habe ich ja leider nie kennengelernt. Zu fünft wurden wir damals in einem Hinterhof geboren. Ich war schon damals ein stattliches Exemplar und kann mich an den Kampf zwischen meinen Geschwistern und mir erinnern, es ging darum wer ganz unten liegen darf. Ganz unten liegen bedeutet auch das kuschligste und wärmste Plätzchen an der Seite meiner Mutti zu haben. Ach war das ein unbesorgtes Leben, schlafen, trinken, schlafen, trinken....

 

 

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Das hätte ewig so weiter gehen können. Aber wir wurden größer und die nähere Umgebung wurde erkundigt. Was nicht Niet und Nagelfest war wurde zum Spielen hergenommen und zerlegt. Ach, war das ein Supergeraufe jeden Tag, Menschen bis dato bekam ich kaum zu Gesicht, bis eines Tages, wir waren ca. acht Wochen alt, kam ab und zu ein Mensch oder mal ein Pärchen, machte irgendwelche Quietschlaute: Ach wie goldig, oh wie süß und nahm ein Geschwisterchen weg. Meine Mutti blieb aber jedesmal ruhig, doch ich wurde traurig, nein ich wollte meine Geschwisterchen nicht verlassen. Aber die Leute kannten keine Gnade und zu guter Letzt war nur noch ich übrig. Doch auch ich blieb nicht lange bei meiner all zu geliebten Mutti. Ich wurde einfach an einen jungen Mann verschenkt. Anfangs war ich noch sehr unsicher und ein bißchen ängstlich, weil ja nun alles neu war. Die Umgebung, mein Rudel bestand jetzt nur noch von dem jungen Mann. Aber trotzdem lebte ich schnell wieder auf. Wir spielten oft miteinander. Ich durfte ins Bett und war nie lange alleine. Mein neues Herrchen nahm sich sehr viel Zeit für mich. Aber nur zu Beginn...

 

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Dann kam der Tag, der so schrecklich war und alles veränderte. Ganz früh hatte mich damals der junge Mann aus dem Bett geholt und wir waren auf die Straße gegangen. "Mach, mach" hatte er ständig zu mir gesagt, aber schnüffeln und "Zeitung lesen" ist doch viel interessanter. Da mal ein Spritzer und da einer und eh ich mich versah ging es schon wieder hoch in die Wohnung und mit einer Brottasche versehen war mein damaliges Herrchen auch schon verschwunden. Na schön, dachte ich mir und legte mich noch mal ins Bett. Eigentlich war noch gar keine Aufstehzeit und ein Nickerchen kann auch niemand Schaden. Ruck-Zuck war ich wieder voll eingepennt. Ein Traum ließ meine Pfoten zittern und meine Leftzen flattern. Ich träumte von meinen Geschwisterchen und meiner Mutti und wie wir uns ums wärmste Plätzchen balgen. Ach, was sie wohl machen? Ein Druck im Bauch ließ mich aus meinem Schlummer aufwachen. Macht ja nix, ich bin ja bestimmt nicht lange alleine. Ich ging an meine Fresschüßel da trotz dem Druck in meinem Bäuchlein der Magen knurrte. Nix drin, gut dann trink ich halt was, auch nix drin, och Mensch. Der Druck in meinem Bauch nahm zu und ich lief ein bißchen umher. Ja, wo bleibt er denn nur? Aus dem Druck wurde bald Schmerz. Es wurde immer schlimmer, es krampfte fast schon. Ich mußte aufs Klo. Alles in mir schrie nach Erleichterung. Durchhalten sagte ich mir, der kommt bald zurück. Als ich vor lauter Schmerzen nicht mehr liegen bleiben konnte, hatte ich das Gefühl ich müßte jeden Moment platzen. Nur nicht den Bau beschmutzen dachte ich mir noch, da war es auch schon passiert. O weija dachte ich mir, mein Geschäft begutachtend legte ich mich auf die Couch und versuchte mich ganz klein zu machen.Müde war ich auch schon wieder, es wurde langsam dunkel, aber schlafen konnte ich nicht. Ich fühlte mich schlecht, oh wie schämte ich mich.Plötzlich ging die Tür auf, ich ließ meine Öhrchen hängen und versuchte mich noch kleiner zu machen. Mein Schwanz wedelte trotzdem als vergebendes Signal. "Hallo Kimba" wurde fast singend in die Wohnung geträllert, ach wie sanft die Stimme klang. Er wird mir mein Mißgeschick vergeben, ja das tut er und mein Schwanzwedeln wurde zu einem Trommeln das gut in den afrikanischen Busch gepaßt hätte. Doch urplötzlich schlug die Stimme um sie wurde kreischend und wirkte bedrohlich." Du Schweineköter, was hast du dir dabei gedacht? Mein ganzer Teppich" Wenn ich es gekonnt hätte, so wäre ich in den kleinsten Ritz der Couch gekrochen und wäre nie mehr rausgekommen. Ich bin ein Versager, dachte ich mir. In der nächsten Sekunde wurde ich am Nacken hoch genommen und heftig geschüttelt. Ich war damals noch rank und schlank und hatte die Figur von einem viermonate alten Rüden. Ich hatte Angst das mir mein Genick brechen würde und so fiepste ich einfach heraus. "Hör auf zu jammern du Mistköter, da habe ich mich ja auf was eingelassen, aber damit ist heute Schluß" Oh weh, ich mußte was furchtbare getan haben, zur Beschwichtigung und um in Gnade zu fallen versuchte ich den Arm meines neuen Rudelführers zu lecken. " Hör auf du Schwein" mit diesen Worten wurde ich im Hof abgesetzt. Mein Herrchen öffnete die Garage um mich auch gleich in dieser Verschwinden zu lassen. Knall, die Tür flog zu und es wurde dunkel. Ich fühlte mich schrecklich mies und beschämt. In die hinterste Ecke verkroch ich mich, genau neben ein auseinander gebautes, nach Benzin stinkendes Mofa. Ich war alleine, hatte Angst und Hunger. Wie konnte mir nur so etwas passieren?

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Ab diesem Tag war alles anders, mein Herrchen hatte wohl erbarmen und baute mir in den nächsten Tagen einen kleinen Zwinger, der Boden bestand aus feuchtem Lehm und mein Schlaf Platz wurde eine nach Schimmel stinkende Holzhütte. Zwar wurde ich anfangs immer aus dem Zwinger geholt für einen Spaziergang, aber die wurden immer kürzer und unregelmäßiger bis sie irgendwann ganz ausblieben. Nur meinen Napf Wasser und mein Fressen, das bekam ich fast noch regelmäßig. Da ich ja ein gemütlicher war, döste ich und schlief den ganzen Tag. Im Sommer auf dem Lehmboden, der irgendwann durch eine Europalette verdeckt wurde und im Winter frierend in meiner klapprigen Hütte. Die Tage und Monate vergingen. Der tägliche Highlight war immer wenn ich mein Fressen und Wasser bekam, ich überschlug mich fast vor Schwanzwedeln, vielleicht darf ich ja wieder hoch und alles wird wie früher. Aber es blieb genau die selbe Trostlosigkeit wie zuvor.Eines schönen Tages kam Herrchen an, hatte zwei Eimer mit Wasser dabei und ein ganzen Sack voll mit Fressen. Ist heute was besonderes? dachte ich mir. Na ja egal, Hunger hatte ich ja so wie so immer. "Ich muß auf Montage, teil dir das gut ein" waren die letzten Worte wo ich von ihm hörte. Montage? Was soll den das wieder beuten, egal ich machte mich gleich an mein riesiges Mal her. Natürlich hielt das nicht sehr lange. Wenn es regnete füllten sich die Eimer etwas und ich konnte meinen Durst stillen. Die ganze Europalette war übersät mit Kot und es stank entsetzlich. Zu Beginn hatte ich mich ja noch konzentriert nur in einer Ecke mein Geschäft zu verrichten doch mit der Zeit wurde dieses unmöglich. Ich fühlte mich wie der letzte menschenverachtende Dreck. Mein Magen hing mir schon aus dem Hals raus wie auch meine Knochen, die sich von Tag zu Tag immer mehr zeigten. Tagelang lag ich völlig apathisch in meinem Unrat herum bis plötzlich eines Tages eine junge Frau auftauchte und mir ein paar Essensabfälle durch den Zwinger schmiß. Völlig in Euphorie versuchte ich sie anzuwedeln aber meine Beine wollten nicht so wie ich. Die Frau kam nun jeden Tag und brachte mir was mit. Auch versuchte sie mein Gefängnis zu öffnen. Das Glück schien kaum faßbar, endlich raus aus diesem trostlosen Platz, doch es blieb beim Versuch. So ging sie hilflos wieder weg. Wenn Hunde weinen könnten, so hätte ich drauf losgeweint aber so jaulte ich mein Elend hinaus.Noch einmal verschwand die Sonne am oberen Rand der Häuserfront und am nächsten Morgen waren zwei Männer und eine Frau in ganz lustigen grünen Anzügen vor meiner verwahrlosten Behausung. "Ob der beißt?" "Keine Ahnung, vielleicht sollten wir die Hundestaffel informieren". "Ach was, schau mal wie der wedelt". Klar freute ich mich über eine Abwechslung und Besuch und so wie es sich gehört werden die natürlich ordentlich begrüßt! Es machte Klack und das Schloß an der Zwingertür mußte sich einer Beißzange beugen. Raus hier, ich konnte es kaum fassen und wedelte und tänzelte an den Besucher hindurch. Besser gesagt ich versuchte es mehr, denn klappriges Gestell hatte ich doch ein wenig Mühe auf den Beinen zu bleiben. Zum ersten mal durfte ich in einem Auto mitfahren. Völlig entkräftet lag ich am Boden in einem VW Bus. Die Fahrt war nur von kurzer Dauer und ein Frau, die mir sofort sympathisch war nahm mich vor einem Gebäude mit der Aufschrift "Tierheim" in Empfang. Zuerst wurde ich mal untersucht und ein paar mal gepikst. Aber täglich ging es mir besser. Ich lebte nun fortan wieder in einem Zwinger, bekam aber täglich zu trinken und zu essen und ab und zu durfte ich Spazieren gehen.

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Mein neues Dasein war für mich das größte Glück überhaupt, mein Zwinger wurde auch täglich geputzt und ich hatte eine richtige Decke. Abwechslung gab es immer an zwei Tagen, da wimmelte es von Menschen vor meinem und auch den anderen Zwinger. Viele von meinen neuen Kumpels wurden rausgeholt und verschwanden auf nie mehr wiedersehen. Ich hatte ganz viele neue Kumpels und Kumpelinnen gefunden, aber zwei hatten’s mir besonders angetan. Das war einmal der Alf, ein Pit-Bull-Bullterrier Mischling. Man war das eine Socke, der war schon so alt das er kaum noch Zähne im Mund hatte und auch Stafford-Mix Hündin Lady. In der Tat eine Prachtlady, ich war sofort verliebt. Natürlich ist in so einem Tierheim ein ständiges Aus und Ein und so wechselte auch die Nachbarschaft neben mir. Eines Tage zog Ben neben mir ein. Ein Pit Bull. Dem hatten sie doch tatsächlich die Ohren gestutzt. Mannoman was Menschen alles machen dachte ich mir. Seine Geschichte die er mir erzählte schien noch trauriger zu sein als meine. Ein reicher Kerl aus Heidelberg hatte ihn besessen. Der fuhr einen dicken Brummer und hatte überall Klunker. An den Finger, an den Armen und auch um den Hals. Ben sollte damals seine Artgenossen beißen und auch töten, einfach so ohne Grund. Er hat es natürlich nicht getan und so wurde er mißbraucht als Sparring-Partner. Seine Bißwunden wurden einfach mit einem Schreibtischtacker zugetackert. Mit Ben verstand ich mich echt gut, er war auch ein ganz ruhiger. Leider wurde er nie zum Gassi gehen aus dem Zwinger geholt, er war die ganze Zeit von morgens bis abends im Zwinger. Eines Tages kam die ein Mann in grünen Anzug und holte ihn ab. "Also Dicker, ich geh mal ein wenig Spazieren, las die Mädels in Ruhe und bis später"Ich habe ihn nie wieder gesehen. Einige von uns behaupteten hinter vorgehaltener Pfote , man hätte ihn ewig schlafen geschickt. Hmmm, ich denke er hat ein neues zu Hause gefunden, ja genau. So wird es sein.

 

 

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Die Tage gingen ein und aus und ich hatte so ziemlich jedes Zeitgefühl verloren. Meine Gassigeher wechselten sich und so hatte ich aufgehört mich für sie zu interessieren. Hauptsache Gassi gehen. Ich war nun fast schon eine Ewigkeit im Tierheim als ich immer öfters zum Gassi gehen aus dem Zwinger durfte. Ein junger blonder Mann war nun fast mein regelmäßiger Gassi geher geworden. Etwas später erfuhr ich, das er auf den Namen Markus hörte. Unsere Spaziergänge waren täglich und wurden länger und länger. Manchmal haben wir uns auch nur hingesetzt und ich merkte auf einmal wie schön das ist gestreichelt zu werden. Auch brachte er mir immer was mit, ein Stückchen Wurst, ein Knochen und dann auf einmal ein neues schönes blaues Halsband und ein Halstuch. Man war ich stolz. Doch jedesmal wenn er mich wieder in meinen Zwinger tat war ich traurig, ungeduldig erwartete ich den neuen Tag bis mein Freund wieder kam. Ein paar mal wollten mich andere Leute zum Spazieren rausholen, aber mit denen bin ich keinen Meter gelaufen. Ich wollte doch dasein wenn mein Freund kam. Jedesmal wenn ich seine Stimme hörte kippte ich fast über vor Freude. Vor lauter Ungeduld versuchte ich mit meinem Kopf die Zwingertüre zu öffnen. Raus und in die arme von meinem Freund. Als wir mal wieder spazieren waren, sagte er zu mir "He Dicker, heute habe ich eine Überraschung für dich". Übrigens, ich war nie dick, fand ich jedenfalls!! Meine Öhrchen schossen hoch und meine Augen wurden ganz groß. Überraschung hatte er gesagt? Klasse, ist bestimmt ne ganz leckere Wurst. Doch von wegen, ich durfte wieder Auto fahren. Wie der King setzte ich mich auf den Beifahrersitz schaute mir die Umgebung an und los ging unsere Reise.

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An einem Haus, das ich noch nie zuvor gesehen hatte, stiegen wir aus. Ich platzte bald vor Neugier. Mit der Treppe im Flur hatte ich ein wenig Probleme und dann gingen wir durch eine Tür in ein kleine gemütliche Bude, das wohl eine Wohnung war. Ich war ja völlig außer mir und hüpfte vor lauter Freude von Sessel zu Sessel. Ach du Schreck, mach ich jetzt was schlimmes? Etwas unsicher schaute ich ihn an, aber sein Gesicht strahlte wie die Sonne. Dann setzte er sich neben mich und drückte seinen Kopf an meinen. Dann hörte ich die wunderbarsten Worte die ich bis jetzt gehört hatte: "Kimba ich habe schon lange gespürt das wir Freunde sind. Wir sind für einander geschaffen und von heute ab, trennt uns nichts mehr."Mir blieb ja fast der Atem weg. Ich konnte es kaum fassen. Schnell mal in meine Pfote beißen, vielleicht träume ich ja nur. Nein, es war Wirklichkeit. Mein Leben hatte einen neuen Sinn bekommen. Wir unternahmen fast alles zusammen, wir gingen zu Grillpartys, wo wir uns ein Steak teilten, oder auch zwei oder drei. Wir machten lange Spaziergänge im Käfertäler Wald. Ich lernte sein Rudel, nein es war ja jetzt unser Rudel kennen. Die Tante, der Michael und alle liebten mich. Auch war ich oft in Karlsruhe auf seiner Schule dabei, wo er seine Fachhochschulreife machte. Zum Glück bin ich ein Hund und brauche den ganzen Krempel nicht. Ich hatte es mittlerweile, dank eines Tricks geschafft, auch im Bett zu pennen. Kein Vergleich zu einem Zwingerboden sag ich euch. Die erste Nacht bin einfach vor dem Bett sitzen geblieben und hab Markus angeglotzt. Die zweite Nacht haben wir auf der Couch gelegen und ich habe geschlafen, er nicht. Dafür habe ich mein bestes gegeben und viel zu laut durch meine riesigen Nasenlöcher geschnarcht. Die dritte Nacht brach ein und ich hatte es geschafft. Mit den Worten: "Ach was solls", fand ich mein Plätzchen auch nachtsüber an seiner Seite.

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Irgendwann begegneten wir einer wunderhübschen Dame. Markus bat um Unterstützung, mich baden zu können. Wie bitte? Baden? Das stand aber nicht im Vertrag, aber egal. Kerstin, so hieß die hübsche Dame übrigens, und Markus haben mich gebadet. Man haben die sich einen Schnulzkram erzählt, und ab und zu lachte auch einer von beiden über belanglose Sachen. Kerstin kam nun immer öfter zu uns. Gut ich akzeptierte sie zwar, innerhalb des Rudels, hatte aber furchtbar Angst, dass Sie mir Markus wegnehmen könnte. Dieses stellte sich aber zum Glück als unbegründet heraus. Nun gut, ich mußte auch erstmal wieder ein wenig Vertrauen finden. Doch in meinem neuen Rudel klappte dies auch sehr schnell. Aber ehrlich gesagt, ich war schon ganz schön eifersüchtig. Ich war nun nicht mehr der Einzige mit dem mein Herrchen schmuste. Aber Markus liebte sie und dann mußte sie ja auch in Ordnung sein. Und wie sie es war. Eines Tages brachte sie mir ganz leckere Schweinsfüßchen vom Metzger mit. Ach, war das ein Gaumengenuß, das Eis war gebrochen. So zwei tolle Menschen, ich bin der glücklichste Hund auf der ganzen Welt dachte ich mir.

 

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Ab und zu machten wir einen Tapetenwechsel für ein paar Tage. St.Peter  Ording und Berchtesgaden sind mir hängen geblieben. St. Peter hatte einen wahnsinns Strand auf dem man so weich lief und ewig hin und her rennen konnte und Bällchen fangen. Nur das Wasser aus den Pfützen schmeckte ja grausig, voll nach Salz. Igitt. Und Katzen habe ich gesehen, dass glaubt mir eh keiner, die liefen an der Leine. Die Gassigehlandschaft in Berchtesgaden war einfach Klasse, nur ginge es da meistens rauf und runter. Ganz schön anstrengend, gut aber für meine schlanke Linie. Ich bin sogar mit Kerstin und Markus bis auf 1415 Meter hoch gelaufen. Da war sogar noch Schnee. Das war weniger schön, denn da hat es mich ganz schön gefroren und wir sind schnell wieder nach unten gelaufen. Mein Leben war ganz aufregend und abwechslungsreich.Natürlich fand ich auch neue vierbeinige Freunde. Abends im Park haben wir uns immer getroffen. Billy der Schäferhundmischling, mein absolut bester Hundefreund, ach du meine Güte haben wir als getobt und gespielt. Dann Charly der Yorkshire Terrier, da mußte ich immer aufpassen und nicht über ihn drüber laufen. Und dann noch Manja die Chow-Mix Hündin. Eine Zicke war die, unbeschreiblich.

 

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Irgendwann kam mal eine Zeit da schaute mein Rudel immer besorgter Nachrichten im Fernsehen oder hörten sie im Radio. Es mußte was schlimmes passiert sein. Hatte es was mit mir zu tun? Aber ich hatte doch gar nichts gemacht. Auch wurden wir neuerdings beschimpft, wenn wir zusammen Gassi gingen. Killer, Mörderhund nannte man mich. Mich, ich hatte doch noch nie was getan, egal ob Mensch oder Tier. Auch durften wir nicht mehr in jedes Lokal zusammen rein, ich verstand die Welt nicht mehr. An dem Verhalten meiner Freunde merkte ich das etwas ganz und gar nicht in Ordnung sein mußte. War ich der Grund dafür? Ich war mir ziemlich sicher, denn als ich mal mit Markus im Wald spazieren war, hielten uns wieder so grüne Männer an und fragten ihn streng wo ich denn meinen Maulkorb hätte. Maulkorb? Was soll den das sein? Die Antwort bekam ich prompt einen Tag später, als nun bei jedem Gassi gehen mit einem Drahtgitter laufen mußte. Richtig schnüffeln, Fehlanzeige. Auch wenn wir einem anderen Hund ohne Drahtgitter begegneten, verkrampfte ich mich sehr, ich hatte einfach nur Angst. Nein, das Gassi gehen machte mir keinen Spaß mehr. Ich war total verunsichert, vielleicht haben sie dich ja gar nicht mehr lieb, dachte ich mir. Aber die Zweifel wurden mir genommen, denn mein Markus kam zu mir, nahm mich in den Arm und sagte zu mir: "Egal was passiert, Kimba wir werden uns niemals trennen, wir gehören zusammen. Wir machen bald einen Test und dann gehen wir immer außerhalb der Stadt spazieren und zwar ohne Maulkorb."

 

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Dann war der große Tag da. Morgens gingen Markus und ich noch ein wenig im Wald spazieren und gegen späten Vormittag fuhren wir zu dritt mit dem Auto auf das Gelände der Hundestaffel der Polizei. Ich sollte einen Wesenstest machen, um zu beweisen, dass ich kein blutrünstiger Killer bin. Meine Herrchen waren vielleicht nervös, aber ich sah der ganzen Sache locker entgegen. Ich werde mich einfach so verhalten wie immer, dann kann ja nichts passieren. Mit mir waren noch fünf andere Bullys gekommen, um den Menschen zu zeigen, was für "gut erzogene" Hunde sie doch sind. Ich lies gleich mal die Kuh fliegen und pinkelte an das Hoftor, wobei Markus auch prompt den Anpfiff dafür bekam, mit der Drohung im Wiederholungsfall ein Kasten Bier bezahlen zu müssen. Danach mußten wir Bullys abwechselnt irgendwelche Spielchen, Tricks und andere Faxen machen. Das ging fast eine ganze Stunde. Hat aber tierisch Spaß gemacht. Und dann war es geschafft: Ich war wesensstark, gut sozialisiert und unbedenklich. Zwar mußte ich weiterhin in Mannheim einen Maulkorb tragen, aber auf dem Land konnte ich das verhaßte Ding nun weglassen. Fröhlich und total gut drauf sind wir dann wieder heim gefahren und haben uns unterwegs einen Schampus gekauft. Ja, und abends hab ich mir natürlich auch einen gegönnt. Aber so richtig.

 

 

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Immer öfter machten wir nun Spaziergänge außerhalb der Stadt, im Odenwald, im Pfälzer Wald und auf so einer Wanderung habe ich die Eltern von Markus kennengelernt und auch ihren Maxel. Ein kleiner anstrengender, aber lieber Terriermischling. Man sind wir als durch die Gegend gedüst. Bei jeder Rast, wenn Ursula ihr Vesperbrot ausgepackt hatte, habe ich meinen treusten Hundeblick aufgezogen und hatte Erfolg. Immer bekam ich was leckeres ab.Einen anderen Kumpel, nämlich den Merlin, lernte ich bei uns daheim kennen. Freunde von der Nordsee hatten uns mit ihrem Labradorwelpen besucht, wir waren gleich ein Herz und eine Seele. Abends haben Merlin und ich als auf der Couch gelegen und haben uns Kommissar Rex angeschaut.Natürlich wollten wir auch mal wieder mir zu liebe meine Clique im Stadtpark besuchen. Im Auto war ich schon total aufgeregt und um so näher wir kamen, um so doller schlug mein Herz. Am Park angekommen mußte ich an die Leine und bald würde ich sie wiedersehen. Billy, Manja und Charlie. Doch als wir zu unserem alten Treffpunkt kamen, war von den dreien keine Spur. Ich schaute links und rechts, doch nichts. Keiner war mehr da. Die Enttäuschung mußte mir ins Gesicht geschrieben sein. Kerstin und Markus drückten mich zwar ganz lieb, ich dachte vielleicht kommen sie ja doch noch und schaute und schaute.... Doch keiner der Bande lies sich blicken. Im Auto und auch daheim hätte ich heulen können. Wo waren meine geliebten Freunde wohl geblieben? Ich hing so in den Seilen, das Kerstin sich das Telefon schnappte und bei dem Herrchen von Billy anrief. Nächster Tag sollten wir uns dann anderer Stelle treffen. Aber es kam anders, anders wie ich mir es nie hätte vorstellen können. Wir waren schon früh losgefahren und trafen uns an einem alten Tümpel, man war die Freude groß bei mir, ich hab erstmal alle begrüßt und Markus hatte immer gesagt, ich könne einen Gesichtsausdruck machen der wie lachen aussieht. Und wie habe ich gestrahlt. Nur Billy verhielt sich ein wenig distanziert mir gegenüber. Nun ja, er hatte mich ein paar Wochen nicht gesehen, aber ich freute mich über alles und spielte dann doch mit Billy Stöckchen. Doch ohne Vorwarnung ließ er von dem Stock ab und stürzte sich auf mich. Mir ist vor Schreck beinahe das Herz in die Hose gerutscht. Heftiges Spiel, dachte ich mir, bis ich seine Zähne an meiner Brust und an meinem Kopf spürte. Das gibt es doch nicht, er hat mich gebissen. Aber wir sind doch Freunde. Billys Herrchen zog ihn von mir weg und in seinen Augen las ich nichts mehr von Freundschaft. Deprimiert und schockiert sind wir zurück nach Hause gefahren. Was habe ich nur falsch gemacht. Über diese Frage zerriß ich mir fast meinen Bullyschädel. Nun ja, das war’s dann wohl mit der Hundeclique. Zum Nikolaus bekam Markus ein kleines Büchlein geschenkt: Wandern im Odenwald. Daraufhin sind wir fast jedes Wochenende in den Odenwald gefahren und haben eine, in dem Buch beschriebene Wanderung gemacht. Zwar fanden wir nicht immer den richtigen Weg. Aber nach jeder Wanderung sind wir gemütlich eingekehrt und ich bekam auch ein paar Brocken von dem Schnitzel und den Pommes. Und Tiere haben die dort, die sind so groß wie ein Haus und haben ganz riesige Hörner an den Seiten. Das wandern in der tollen Gegend hat uns allen dreien so gut gefallen, so dass wir auch kurze Zeit später die Koffer gepackt haben und nach Aschbach/Odenwald umgezogen sind. Aus dem Haus raus und gleich im Wald. Man war nun oft unterwegs, machte auch riesig Spaß. Einmal sind wir fast 30 Kilometer maschiert. Hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Durch die vielen Spaziergänge war ich ein guter und fiter Läufer geworden. Natürlich lernte ich in Aschbach auch neue Freunde kennen. Den Dackel Mäx, den Dalmatiner Lucky, den Kater Charly und Kater Garfield. Gut, die Kater waren meiner nicht sonderbar gut gesinnt und als ich mal die scharfen Krallen zu spüren bekam, habe ich lieber einen Bogen um die beiden gemacht. Aber Mäx, Lucky und ich verstanden uns prima und so haben wir ein paar herrliche Wanderungen unternommen.

 

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Eines Tages bekam ich Besuch von der Nordsee. Merlin war wieder da. Und das tollste, Merlin hatte einen Kumpel dabei, nämlich Hamlett. Eine ganze Woche waren wir zu dritt, saßen beim Essen mit auf der Eckbank, machten lange Wanderungen, sahen zu dritt fern, oder lagen alle drei bei Kerstin und Markus mit im Bett. Man war das eine Gaudi.Selbst bei stockfinsterer Nacht sind wir draußen maschiert, begleitet von dem Licht der Sterne und den Geräuschen der Tiere des Waldes. Schnell ging die Zeit in Aschbach vorbei und schon bald lag ringsherum auf den Höhenwegen meter tiefer Schnee. Markus und ich haben dann immer Schneeball fangen gemacht. Aber wenn ihr den dritten Schneeball hintereinander auf die Nase bekommt, dann langt es. Für mich war es in Aschbach eine sehr schöne Zeit. Wenn Kerstin oder Markus mal später von der Arbeit kamen, besuchte mich oft Fanny, die wohnte einen Stock höher als wir. Auch sind wir als gemeinsam dann kleine Runden spazieren gelaufen.

 

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Der Frühling ging ins Land und wir waren zu viert unterwegs, Lucky und ich und Guido und Markus. Wir hatten uns als Ziel den Punkt "Kölsch Ruhe" ausgesucht. Eine Rastbank weit im Dürr-Ellenbacher Tal. Wir waren so etwa 2 Kilometer da bekam ich heftige Schmerzen. An meinem Vorderlauf hatte sich eine kleine Beule gebildet. Besorgt untersuchte mich Markus. Er versuchte zwar die Sache herunter zu spielen, doch sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Hatte ich etwa was schlimmes? Ist das etwa ein Grund sich sorgen zu machen? Langsam, sehr langsam gingen wir zurück. Daheim wurde ich von Markus nochmals abgetastet und ein weiterer Knüppel wurde am Rücken entdeckt. Am nächsten Morgen ging es zum Tierarzt nach Mannheim. Zwar ging mir mal wieder die Muffe 1 zu 1000, aber trotzdem bekam ich immer ein paar gute Leckerlies. Und jedesmal einen anderen Spitznamen. Einmal war ich der Warzenpeter, heute der Ochsenkopp. Nun ja, ich bekam mal wieder eine Spritze und die machte mich so müde, ach Wahnsinn. Es war wie das herabfließen in eine andere Welt. Doch die andere Welt war traumlos. Ich wußte nicht wieviel Zeit vergangen war als ich das erste Mal aufwachte. Ich spürte nur das ich nicht im Bett, nicht auf der Couch und nicht auf dem Boden lag. Und schon war ich wieder weggedämmert. Ich sah ein riesiges ,farbiges Licht, das mich anzog wie ein Magnet. Ich stöhnte auf, das Licht-es war total angenehm. Ich fühlte nur angenehme Wärme. Ich lies mich gleiten, jeglicher Widerstand war erloschen. Auf einmal tauchte ein Schatten auf, bedrohlich und doch vertraut. Ich wollte weg, konnte aber nicht. Der Schatten stellte sich zwischen mir und dem wunderbaren Licht. Hart und grausam hielt er meine Reise an. "Du bist noch nicht so weit." "Wer bist du?" will ich fragen. Die Stimme kommt mir fremd und doch vertraut vor. Ich kann nicht mehr weiter, irgendwas hält mich an den Füßen fest. Nein es ist kein festhalten, sondern eher ein Ziehen. Ich habe das Gefühl irgendwas will mir meine Beine rausziehen. Ich stemme mich dagegen und versuche schon wieder hinab zu gleiten. Eine Stimme holt mich zurück, eine Stimme die ich mit viel Liebe in Verbindung bringe und viel Vertrautheit. "Los, du mußt dich bewegen Kimba, du hast fast 2 Tage nur gepennt. Jetzt müssen wir mal deinen Kreislauf in Schwung bringen." Und Markus zieht mich weiter, wie gerne würde ich aber liegen bleiben. Ich kann nicht aufstehen, mir wird so schwindlig dabei. Aber Markus kennt keine Gnade und zieht mich von meiner Liegefläche herunter. Ganz wackelig stehe ich nun im Wohnzimmer, gestützt von den Armen meines Rudelführers. Unendlich langsam bewegen wir uns durch den kalten Hausflur die Treppe herunter. Markus paßt auf das ich nicht hin- und runterfalle. Endlich im Garten, lasse ich es laufen, die frische Luft tut gut. Ich werde schon etwas sicherer auf den Beinen. Doch nach ein paar Schritten muß ich mich erstemal ein wenig hinlegen. Kurz mal durchschnaufen. Eine Narbe habe ich an der Schulter und eine am Rücken, halt da ist ja noch eine unten am Vorderlauf. Statt den drei schmerzhaften Knoten habe ich nun drei Narben und einen drehenden Kopf. Blöder Tausch. In Gedanken versunken geht’s wieder nach oben. Nun erkenne ich auch meinen Schlafplatz, es ist eine Luftmatratze. Die liegt genau neben der Couch wo Markus seinen Schlafplatz aufgebaut hat. Die ganze Zeit war ich also nie alleine. Die Zeit lief weiter und bald war ich wieder der Alte. Die Spaziergänge wurde nun wieder länger und mit meinen Freunden Lucky und Mäx konnte ich auch wieder Fetz anstellen. In Aschbach hatte ich echt ne schöne Zeit. Auch mein Halbbruder, die Schildkröte Hansi hatte sein eigenes Gehege im Garten. Nur war mein Rudel wegen des langen Arbeitsweges oft unterwegs. Doch im Herbst des Jahres 2002 änderte sich das.

 

 

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Wir sollten unserer eigenes Haus bekommen, mit Garten zum Toben. Wir waren nach Raubach gelaufen, beim Essen hatte ich auch wieder meinen Teil erbettelt und nachdem wir zurück waren, stiegen wir noch ins Auto und fuhren nach Ober-Mumbach. Dann sahen wir es zum erstenmal. Unser zukünftiges neues Haus. Oh man war ich aufgeregt, und der Garten erst. Ich suchte mir schon mal Stellen aus wo ich mir dann ein paar riesen Löcher buddeln konnte, so richtig gemütlich zum wälzen. Aber auf der anderen Seite wurde ich auch traurig wenn ich an meine Aschbacher Kumpels dachte. In diesen Gedanken wurde ich gleich mal in einen riesen Schreck versetzt, als ich durch ein lautes Gebell vom Nachbarhaus bemeckert wurde. Dort stand Tessi, eine kleine Jagdterrierdame, die sich wahrscheinlich durch meine Anwesenheit etwas gestört fühlte. Ich stänkerte gleich mal mit meiner mächtigen Bullystimme zurück und siehe da, ich hatte Erfolg. Plötzlich gab sie keinen Pieps mehr von sich. Ha, Ha der hatte ich es aber gezeigt. Ein paar Wochen später war jeder Tag erfüllt mit Aktion und Lärm. Neue Leute waren zu uns gestoßen und halfen uns beim Herrichten des neuen "Baus". Die meisten hatten so lustige Maschinen dabei, die immer ganz dolle brummten. Nach dem Motto, pack mich doch, ging ich natürlich gleich in die Offensive und versuchte den Kampf mit dem Akku-Schrauber oder der Hilti. Die Menschen und mein Rudel fanden es zwar weniger lustig, waren mir aber nie böse. Unser neues Heim, legte rasch zu und wurde immer wohnlicher. Am Anfang war es schon eine schwierige Zeit, denn durch den Streß bestimmt, mußte ich mit dem Bedürfnis auf längere Spaziergänge verzichten. Dafür hatte ich neue Freunde aber auch neue Zicken gefunden. Den Frey vom Hofladen, ein ganz lustiger, quirliger kleiner Typ, den ultraschnellen Windhund aus Weiher und meine Nachbarin Tessi. Die zwei Zicken waren zu einem Freys Mutter die Senta. Man machte die einen Aufstand wenn ich als am Hofladen vorbeilief. Dann hat die mich angeknurrt und hat mir ihre Minizähne gezeigt, mann hat mir das imponiert, ich habe mich ja fast als totgelacht. Das hat sie dann noch mehr geärgert. Senta fand ich echt zum lachen mit ihrem riesen unförmigen Körper, dem viel zu kleinen Kopf und den vielen Falten. Eine andere Nervensäge war die Heidi, die über den Schafen wohnte. Die war immer alleine vor dem Haus unterwegs und jedesmal wenn ich an der Leine war und sie nicht, machte sie mich total blöde an. Einmal hat mich Markus losgemacht und da habe ich sie durch den Garten gestaubt. Ich denke mal Markus hatte in mir großes Vertrauen, dass ich keinen anderen Hund beißen würde. Ich habe ihn auch nie enttäuscht. Ach den Henry, den hätte ich ja jetzt glatt vergessen. Henry war der Schafhirtehund, der paßte auf die Schafe in Ober-Mumbach auf. Das war ein ganz alter Geselle, der sah mich schon fast nicht mehr, so schlecht waren seine Augen. Wir beide haben uns auch super verstanden. Leider war Henry immer hinter dem Schafzaun und so konnten wir keinen Spaziergang oder einen Streifzug unternehmen. So haben wir immer ein bißl gequatscht und uns das Neueste vom Dorf erzählt.Die Zeit der Renovierung ging auch vorbei und unsere Spaziergänge wurden wieder etwas länger. Oft liefen wir rund um den Ort auf dem Mumbacher Höhenweg. War aber auch ganz schön anstrengend, immer gings hoch und runter. Im Herbst des Jahres 2003, ich war mittlerweile schon ein Senior geworden, graue Härchen zierten nun mein Schnäuzlein, durfte ich meinen ganz lieben Freund, den Herrn Schlicker wieder besuchen.

 

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Ich denke mal das der Herr Schlicker so eine Art Ferienlager für Hunde betrieb. Wir hatten ganz tolle Einzelzimmer mit Freigang, der Service war hervorragend und ich konnte mir in der Futterküche immer den Bauch vollschlagen. Das ich in der Zeit immer ein wenig zunahm, war für mich überhaupt kein Problem. Mit Herrn Schlicker bin ich oft im Gelände herumgestreunt. Das letzte Mal, hab ich mir ein riesen Loch im Freigang Gelände gebuddelt. Man hat das einen riesen Spaß gemacht. Einen guten Kumpel, nämlich einen alten Dackel, hab ich dort auch kennengelernt und zusammen haben wir dann mit den weiblichen Gästen um die Wette geflirtet. Das beste war aber dann immer wenn mein Rudel wieder da war, um mich nach Hause zu holen. Das war der Wahnsinn für mich. Ja, mein Rudel, da lasse ich nichts drauf kommen. Endlich waren wir wieder zusammen. Der einzige Wehrmutsropfen war dann die Dusche zuhause. Oh, hat mir das immer gestunken, kaltes Wasser igitt. Die mit ihrem Sauberkeitsfimmel. Den ganzen Abend habe ich dann immer geschmollt. Aber wie gesagt, mein Rudel, natürlich konnte ich nie lange böse sein. Gleich nach dem wir wieder zusammen waren, haben wir dann zu dritt eine superschöne zweitages Wanderung unternommen. Wir sind quer durch den Odenwald gelaufen. Herrchen hatte einen Sprechapperat dabei, sei es der Fall das ich schlapp machen würde. Schlapp machen und ich, toller Witz oder. In einer gemütlich Behausung haben wir dann übernachtet und am nächsten Tag sind wir nach Hause gewandert. Das war eine der schönsten Wanderungen in meinem Leben. Irgendwann kam die Zeit da wurde es wieder weiß draußen und bei mir kam die Zeit da es finster wurde.

 

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Den einen Morgen werde ich nie vergessen, als ich aufstehen wollte und auf den Boden klatschte, als hätte man mir die Beine weggezogen. Alle drei waren wir total schockiert. Selbst vor meiner Freßschüssel konnte ich kaum stehen und Kerstin hat mich gestützt, sodass ich meinen stetig hungrigen Magen füllen konnte. Gegen Mittag sind wir zu meinem anderen Freund dem Tierarzt gefahren und da bekam ich eine Spritze und natürlich auch ein Leckerlie, was wesentlich angenehmer war. Danach sind Markus und ich erstmal spazieren gelaufen. Er hat mich ganz genau beobachtet und hat auch einmal geweint vor Freude, da es mir nicht mehr die Füße weggezogen hatte. Doch der Traum platzte wie eine Seifenblase und die Freude wich der Verzweiflung. Wir hatten unseren Schlafplatz nun nach unten verlegt, da ich keine Treppen mehr steigen konnte. Ich fühlte mich schwindelig und total schlapp. Zum Glück hatte ich keine Schmerzen, nur meine Pfoten wollten nicht mehr so wie ich. Tags darauf sind wir wieder zum Tierdoktor gefahren und ich bekam eine andere Spritze, ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. Daheim haben wir unsere Spaziergänge, zur Erledigung meines Geschäftes nun in den Garten verlegt. Nachts war es besonders schlimm, da zuckte mein Kopf die ganze Zeit. Ich weiß noch Herrchen lag die ganze Zeit an meiner Seite und hat mich gestreichelt, die ganze Nacht, als Zeichen meiner Liebe hab ich ihm ein Küßchen gegeben. Tagsüber war dann Frauchen bei mir. Sie hat mich dann in den Garten getragen, aber ich wollte mich einfach nur noch verkriechen. In den Fliederbusch, oder hinter die Couch. Körperlich war es mir noch nie so schlecht gegangen. Wenn ich eine Kleinigkeit gegessen habe, mußte ich gleich wieder brechen. Kerstin saß die ganze Zeit auf der Couch und gab mir ihre Liebe zu spüren. Ich hatte ledigliche Orientierung und Zeitgefühl verloren. Herrchen kam nach Hause und umarmte mich. Streichelte mein Fell und küßte mich. In stummen Einvernehmen und einen Dialog ohne Worte führen zu können, so wie es nur gute Freunde tun, wußte ich ihr versprechen mich nie leiden zu lassen und nur das beste für mich zu tun. Zu zweit legten sie mich ins Auto, Markus fuhr und Kerstin hatte sich zu mir nach hinten gesetzt und ich spürte ihre weiche und warme Hand. Viele Augenblicke waren verschwommen und ich erfaßte es erst wieder als ich wieder in dem Zimmer lag, wo auch wieder die Katzen waren die auf mich herabschauten. Aber diesmal war alles anders, viel anders. Ich spürte das etwas neues auf mich zukam. Ich verspürte aber keine Angst, Markus und Kerstin hielten mich im Arm und ich weiß sie werden nie zulassen das was schlimmes mit mir passiert. Unserer Vertrauen ist riesig.

 

 

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Ich kann wieder laufen, ich kann es gar nicht fassen. Sogar rennen geht wieder. Es herrscht überall so eine warme angenehme Atmosphäre. Ich fühle mich so prächtig, so jung, ich habe Energie in mir, so dass ich 20000 Löcher buddeln könnte. In nahe Ferne strahlt ein Licht, es hat genau die selben Farben eines Regenbogens. Aus diesem Licht strahlt soviel gutes, wie magisch werde ich angezogen und laufe weiter immer weiter bis ich mit dem Licht verschmelze. Weiter und weiter trägt es mich, auf einmal fühle ich Wärme und rieche frisches, grünes Gras. Verschwommen kristallisieren sich am Ende einige Punkte. Geh weiter, hallt es in mir. Die Punkte werden immer klarer. Meine Augen werden groß und meine Ohren stellen sich. Das gibt es nicht, denke ich mir. Ich sehe meine so geliebte Mutti mit ihrem liebevollen Blick, auch drei meiner Geschwisterlein sind da. Auf einmal taucht Alf auf, er sieht so jung aus und hat alle seine Zähne wieder. Auch Ben ist da und er hat seine Ohren wieder und, ach herrje, meine große Liebe, die Lady ist wieder da. Meine Rute wedelt mit deren im freudigen Rhythmus. Wir rennen aufeinander zu, rennen umher, spielen und schmusen uns. Freunde wo ich schon so lange nicht mehr gesehen habe. Den ganzen Tag können wir spielen, Löcher buddeln und uns im Boden wälzen. Wenn ein neuer Hund über die Regenbrücke kommt sind wir alle da, um ihn zu begrüßen und willkommen zu heißen. Ich bleibe dann aber immer noch etwas liegen und schaue die Brücke hinab, denn etwas zu meinem großen Glück fehlt mir. Es ist mein geliebtes Rudel. Kerstin und Markus. Ich weiß ganz genau, dass sie früher oder später ebenfalls über die Brücke laufen werden, der eine früherer als der andere oder vielleicht auch gemeinsam. Wie dem auch sei, ich werde auf sie warten und dann wenn ihr uns wiedersehen, werden wir nie wieder getrennt. Getrennt waren wir auch nie, jedenfalls nicht im Herzen.

 

Bis Irgendwann und Irgendwo

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